almis personal blog

Die Wertung

Gut geschlafen und schön geträumt nach der Sendung gestern. War dann endlich motiviert für meine diesjährige Wertung für den Merci Chéri Podcast.

Leider musste ich auch gleich die goldene ESC Regel brechen, die bekanntermaßen lautet: You cannot vote for your own country. Harhar. Aber erstens darf man das bei Merci Cherie, und zweitens ist Wasted Love einfach dieses Jahr wirklich meine unangefochtene Nummer eins, also 12 Punkte.

10 Punkte gehen an Tschechien, ADONXS mit Kiss Kiss Goodbye. Ich verstehe zwar den “Plottwist” mit dem Dancebreak nicht, aber sonst finde ich den Song schön vielschichtig und er setzt sich mal wieder mit den beim ESC oft behandelten “Daddy Issues” auseinander. Lieder über den Vater gabs in den letzten Jahren so einige (Ungarn 2017 und 2018, Deutschland 2018, Italien 2019, Niederland 2024, und das sind nur die, die mir spontan einfallen) und jetzt noch eines mehr.

8 Punkte gehen an Italien, Lucio Corsi mit Volevo essere un duro ein süßer, kleiner, bescheidener Italo Popsong.

7 Punkte an Luxemburg, Laura Thorn und La poupée monte le son zwar musikalisch unfassbar outdated, ich höre es aber trotzdem gerne.

6 Punkte an Deutschland, Arbor und Tynna mit Baller. Der Song ist so catchy und wer denkt dabei noch an Melancholia von Lars von Trier? Nur ich? Nämlich wegen der Zeile “Ich krieg wieder diesen Drang, ich will den Weltuntergang”. Außerdem merkt man an zwei Wörtern in dem Text, dass hier Wiener singen und zwar wegen “Gewand” für Kleidung – für Deutsche ist Gewand so was, was der Priester trägt; und wegen “Trottoir”, das habe ich erst im Laufe der letzten Wochen erfahren, dass Deutsche diesen Begriff nicht verwenden. Der Song selbst wird vermutlich leider besser sein als die Live Performance, die Sängerin hatte bisher dasselbe Problem wie “unsere” Pia Maria 2022.

5 Punkte gehen an Aserbaidschan, Mamagama und Run With You. Der für mich beste generische Song dieses ESC.

4 Punkte an Portugal, Napa und Deslocado wegen bodenloser Sperrigkeit in who cares Mentalität.

3 Punkte an Estland, weil der Blödelsong Latte Machiatto von Tommy Cash einer der diesjährigen Blödelsongs ist, die noch einen Mehrwert bieten.

2 Punkte für San Marino, Gabry Ponte mit Tutto l’Italia. Wegen: Tutta l’Italia, hey!

1 Punkt gehen an Malta, Serving von Miriana Conte, schon ganz gut, leider nicht mehr Punkte, weil diese Boss Bitch Attitüde auch schnell nervt.

Fertig.

The dances I’ve had

Heute habe ich jemand sprechen hören, er hat mehr oder weniger dieselben Worte verwendet, die jeder Mensch benützt. Worte, die er in einer anderen Reihenfolge, in einem anderem Zusammenhang auch manchmal nur zu mir gesagt hat, nicht zu allen, in einem gemütlichen Zimmer.

Ich hatte ein bisschen Angst davor, ihn zu hören und auch zu sehen, weil ich weiß, dass mein Herz dann ganz schnell klopft und ich kaum atmen kann, weil alles irgendwie ein bisschen fremd und doch so vertraut ist, weil es gleichzeitig vergangen ist, aber doch immer auch so nah bei mir. Jeden Tag aufs neue, so ist es eben.

Es war aber gut, auch wenn es den einen sensiblen Punkt berührt, aber direkt daneben ist dieser Ort mit den Erinnerungen und den guten Gefühlen, der mich überallhin begleitet.

No matter what, nobody can take away the dances you’ve already had. (Gabriel García Márquez)

The Last Showgirl, zwei

WEITERHIN SPOILER MÖGLICH!

Ich knüpfe gleich da an, wo ich gestern aufgehört habe.

Shelly bedauert also, keine größere Rolle im Leben ihrer Tochter zu spielen, aber es scheint klar, dass sie diese Entscheidung wieder genauso treffen würde, denn es ist auch ihr Leben und ihr Traum. Und das mag ich auch sehr gerne an diesem Film: Es wird nicht ge-“sugarcoated”, dass jederzeit alles möglich ist, und man sich einfach nur richtig anstrengen muss, nein: Manche Entscheidungen werden andere Optionen, die einem vielleicht ebenso wichtig sind, (nahezu) ausschließen, zumindest temporär. Und mit den Konsequenzen muss man dann leben (können). Und darüber gibts nicht zu verhandeln, so ist das nun mal. Diese realistische Abgeklärheit fand ich so wohltuend ehrlich.

Auch ansonsten funktioniert The Last Showgirl für mich hervorragend. Die Darsteller hier sind alle so passend besetzt. Anderson sowieso, auch mit ihrer ganzen Backstory, die man irgendwie mitdenkt. Aber auch Jamie Lee Curtis, die sehr uneitel die immer etwas vulgäre, immer etwas betrunkene Freundin von Shelly spielt, wäre eher in dieser Nebenrolle oscar-worthy gewesen als in Everything Everywhere all at Once. Wie sie eines Tages in dem Casino, in dem sie als Kellnerin arbeitet, einfach auf einen Roulettetisch steigt und selbstvergessen Scheiß-drauf zu Total Eclipse of the Heart von Bonnie Tyler tanzt, einem Song, der ohnehin so aufgeladen ist mit 1980er Pathos und aber auch diesen Working Class Charme hat, das ist ganz eindrucksvoll, weil es so viel zwischen den Zeilen transportiert.

Überhaupt mag ich die Bilder, die uns Gia Coppola von Vegas liefert, das wir hier erstaunlich oft bei Tageslicht sehen, wenn man so will ganz “ungeschminkt”. Sie lässt ihre Charaktere zwischen den ewigen Baustellen am Strip spazierengehen, sie zeigt uns das kleine etwas heruntergekommene Haus von Shelly samt verwildertem Garten, quasi im Schatten der riesigen Casinos, zum Beispiel The Stratosphere (da bin ich selbst mal abgestiegen. Das klingt so, als wäre ich dauernd dort, also das eine mal, wo ich in Vegas war, war ich im “Strat” harhar). Auch das alles ist Vegas. Hier ist halt gar nichts glamurös, hier ist nichts ästhetisch, aber dafür ist es echt in seiner ganzen Desolatheit. Andererseits vermittelt der Film in Momenten auch eine etwas “wildromantische” Sicht auf die Stadt, wenn Shelly in vollem Federboa-Strass Kostüm am Dach “ihres” Casinos steht und auf ihre künstliche Welt blickt, die sie in all ihrer Neon-Extravaganza aber auch so ehrlich und mit ganzem Herzen liebt.

Abgesehen davon, dass ich Jason Schwartzman (auch einer aus dem Coppola-Clan) den ich gern mag, hier, wie erst unlängst in Queer, schon wieder nicht erkannt habe harhar, möchte ich noch sagen, dass mich The Last Showgirl in seiner unsentimentalen Verletzlichkeit total abgeholt hat, mit der Botschaft: Finde etwas im Leben, dass dich wirklich begeistert und von dem du überzeugt bist, dann wirst du leichter mit allem fertig werden, auch, wenn dir dein Herz gebrochen wird oder du es dir selbst brichst. Und dieser Film braucht auch genau das verträumte-offene Ende, das er hat. Seufz.

The Last Showgirl

Wie gesagt, The Last Showgirl habe ich im Votivkino gesehen, es ist Gia Coppolas vierter Spielfilm, ich kenne aber noch keinen ihrer Vorgängerfilme.

In diesem Film geht es um Shelly (Pamela Anderson), die seit über 30 Jahren in der Las Vegas Revue “Razzle Dazzle” tanzt. Für die jüngeren Tänzerinnen Mary Ann und Jodie ist sie ein Mutterersatz, gemeinsam mit der Kellnerin Annett (Jamie Lee Curtis) bilden sie eine Art Wahlfamilie. Da offenbart ihnen der Bühnenmanager Eddie (Dave Bautista), dass die Show in Kürze abgesetzt wird, was alle, besonders aber Shelly, in eine tiefe Lebenskrise stürzt…

ACHTUNG GROSSE SPOILER!!!

Nun dachte ich mir ok, der Film ist quasi die persönliche via dolorosa der 57-jährigen Shelly, die durch den Verlust ihrer Arbeitsstelle quasi neu beginnen muss. Aber auch wenn die Situation manchmal mit der Demi Moores in The Substance verglichen wird, so ist die Ausgangslage doch genauer betrachtet eine ganz andere. Die Figur der Demi Moore wurde tatsächlich aus Altersgründen und für eine jüngere Frau gekündigt, während es hier das ganzes Ensemble betrifft. Natürlich ist es für 20-jährige Tänzerinnen einfacher, etwas neues zu finden, aber hier ist das Thema “Alter” tatsächlich nur ein untergeordnetes. Und Shelly geht auch ganz anders, nämlich selbstbewusst und recht offensiv, mit ihrer Situation um.

Außerdem bekommt der Film sehr bald eine zusätzliche und, wie ich finde, entscheidende Facette. Wir erfahren nämlich, dass es da noch Hannah (Billie Lourd) gibt, über deren Beziehung zu Shelly wir als Zuseher zunächst im Unklaren gelassen werden. Logischerweise müsste Hannah ihre Tochter sein, doch Hannah nennt Shelly immer beim Vornamen und sie geht recht kühl mit ihr um. Im Laufe der Zeit wird klar, dass Shelly als alleinerziehende Mutter Hannah zu einer Pflegefamilie gegeben hat. Das hat mich persönlich total berührt hat und damit habe ich mich auch ein stückweit identifizieren können.

Hannah besucht dann eine Show ihrer Mutter, kommt anschließend in ihre Garderobe und sagt wirklich sehr verletzende Dinge zu ihr, nämlich sinngemäß: Für diesen Dreck hast du mich aufgegeben und warst als Mutter nicht für mich da? War es das wert? Ist das besser als ich? Etwas ähnliches sagt ihr auch Eddie, der sich als Hannahs Vater herausstellt. Er fragt Shelly nämlich, warum sie nicht einfach im Supermarkt gearbeitet hat, um Hannah bei sich behalten zu können. Eddie, der überhaupt kein unguter Typ ist, im Gegenteil (auch eine sehr gute Drehbuchentscheidung), sondern sehr feinfühlig und fürsorglich, konnte sein Leben weiterleben – wir erfahren nicht, ob er das Kind wollte oder nicht etcetera – und doch urteilt er über Shelly. Wobei das auch als Kompensation eigener Unzulänglichkeiten interpretierbar wäre.

Ein anderer (uninteressanterer) Film hätte nun Shelly voller Reue gezeigt, die ihr ganzes Leben in Frage stellt, und sich eingesteht, alles falsch gemacht zu haben. Doch hier ist alles viel, viel ambivalenter, viel differenzierter. Zum einen sagt Shelly sowohl Hannah als auch Eddie die Meinung, a la: “Es ist mein Leben, ich muss mich nicht rechtfertigen”. Und wir sehen das auch. Sie tanzt manchmal wie ein kleines Kind vor dem Fernseher, als sie sich Die roten Schuhe ansieht. Und wirkt dabei fragil, dass man sie fast beschützen will, so auf der Suche nach Bestätigung, die sie einmal auch bei Eddie einfordert, bei einem gemeinsamen fast-Date fragt sie ihn: “Sehe ich gut aus?”. Sie will und muss gesehen werden, um ein erfülltes Leben führen zu können. Sie kümmert sich aber selbst darum, diese Anerkennung auch zu bekommen.

Gleichzeitig erkennen wir aber auch, wie sehr sie natürlich damit hadert, dass sie eine Entscheidung gegen ihre Tochter getroffen hat, die nicht mehr reversibel ist. Wir sehen, wie verzweifelt sie auf unbeholfene Weise an ihr hängt, wie sie ihr aber auch ihre eigene Philosophie mitgibt und sie bestärkt, im Leben ihrem Herzen zu folgen. Denn Hannah will nach dem Studium ebenfalls einen künstlerischen Weg einschlagen, Fotografin werden, während ihre Pflegemutter ihr zu einem solideren Job rät. Diese Vielschichtigkeit macht aus Shelly, die Pamela Anderson wirklich extrem glaubwürdig verkörpert, einen total faszinierenden und zutiefst menschlichen Charakter. Letztendlich ist Shelly jemand, der nie mutlos ist, auch wenn ihr sehr viele traurige Dinge passieren.

Ich kanns gar nicht glauben, dass ich schon soviel geschrieben habe und immer noch nicht fertig bin, harhar…

Zurück

Das Kind ist zurück.

Ein süßes Barcelona Souvenier musste erstanden werden. Es ist mega-weich und kuschelig.

Nachdem ich fünf Tage den Herd nicht mal eingeschalten habe und auch nur einmal kurz beim Billa war, weil ich auf cool dauernd auswärts gegessen habe, habe ich am Samstag einen Großeinkauf gemacht und gleich drei verschiedenen Sachen gekocht, so wie Wäsche gewaschen. So beeilen hätte ich mich aber gar nicht müssen, weil das Kind erst um 17 Uhr aufgestanden ist. Harhar. Dann hat er drei Teller unterschiedliche Speisen gegessen, ich habe alle Fotos und Videos der Reise gezeigt bekommen und alle (naja…) Stories gehört. Die Begeisterung ist groß, das finde ich schön.

Heute sind wir dann vor sieben wegen des Formel 1 Rennens aufgestanden, das allerdings so fad war, dass das Kind gleich wieder eingeschlafen ist. Moderator Ernst Hausleitner: Um 13 Uhr haben wir noch eine Sendung, wo wir das Rennen analysieren. Sofern uns irgendwas zu analysieren einfällt. Harhar. Es ist halt wirklich absolut gar nichts passiert. Dann habe ich gebügelt und schon für morgen etwas vorgearbeitet.

Spazieren war ich auch, aber es war so schiach und kalt, dass ich kaum glauben konnte, dass ich am Freitag den ganzen Nachmittag mit meinem Laptop in der Sonne gesessen bin. Frühling in Wien…. Beim Heimkommen habe ich den Nachbarn getroffen, den ich oft im Kino sehe, und eine Weile über The Brutalist geredet. Ich angebermäßig: Ich hab den schon auf der Viennale gesehen harhar. Er war eh zurecht begeistert davon.

Und so klingt das unspektakuläre, aber cosy Wochenende aus, wie es meist ausklingt, mit noch etwas Lesen, einen Podcast hören und an jemand denken.

Die Vorgeschichte

Bevor ich was zu The Last Showgirl schreibe, muss ich etwas zur Regisseurin Gia Coppola sagen.

Gia (eigentlich Gian-Carla) ist die Enkelin von Francis Ford Coppola und die Nichte von Sofia Coppola. Ich war ja bisher der Meinung, dass Gia die Tochter von F.F. Coppolas Sohn Roman ist, bin aber dann im Zuge der Recherche draufgekommen, dass es noch einen zweiten Sohn gibt bzw. gab, nämlich Gian-Carlo. Und, jetzt wirds arg: Dieser ist 1986 mit 22 Jahren gestorben, noch bevor Gia geboren wurde.

Aber es wird noch schlimmer: Er ist bei einem Unfall gestorben, den Ryan O’Neals Sohn Griffin verursacht hat, der von Coppola für seinen damals aktuellen Film gecastet worden war. Beide machten eine Bootstour in Maryland, Griffin wollte zwischen zwei Booten durchfahren und übersah aber, dass die beiden durch ein Schleppseil verbunden waren. Er selbst konnte noch ausweichen, Gian Carlo gelang das nicht. Anlässlich von Ryan O’Neals Tod hat Francis Ford Coppola gesagt, sie seien “united in tragedy” gewesen.

Die Familiengeschichte der O’Neals ist dramatisch, die Kinder von Ryan waren/sind wie er selbst schwer suchtkrank, wenn man sich das so durchliest, kann man sich das gar nicht vorstellen, wie schrecklich das alles gelaufen ist, so viel weitergegebener Schmerz. Hier passt der Begriff “transgenerationale Traumata” vielleicht. Und die Zerbrochenheit der einen Familie, hat die andere Familie quasi mitgezogen, wenn man so will.

Aber die Coppolas sind ja ein ziemlicher Clan, der offenbar sehr zusammenhält. Auch in The Last Showgirl arbeiten recht viele aus der Familie mit. Gias Stil ist, finde ich, dem von Sofia Coppola nicht unähnlich, vor allem audiovisuell. Sie arbeitet mit starken, eindrucksvollen, sehr ästhetischen Bildern. Auch bei Gia Coppola spielt Musik eine große Rolle, und diese unterstreicht perfekt die Stimmung.

Ich würde sagen, The Last Showgirl ist der Film, den ich von Sofia Coppola in den letzten Jahren auch gerne gesehen hätte. Aber schön, dass es noch eine andere vielversprechende Regisseurin in der Familie gibt. Francis Ford Coppola hat The Last Showgirl fünf Sterne auf letterboxd gegeben, harhar.

Urlaubstag zwei (und drei)

Den Mittwoch habe ich mit Schreiben begonnen und mich dann mit M. zu einem späten und sehr langen – circa vierstündigen – asiatischen Mittagessen getroffen. Das war wie immer sehr nett.

Am Donnerstag habe ich morgens erstmal Traumdeutung gegoogelt weil ich so viele seltsamen Dinge geträumt habe. Wirklich schlauer war ich dann aber auch nicht. Danach bin ich bei Sonnenschein zu Fuß ins Donauzentrum gegangen und war dort auch gleich Essen.

Schwammerlrisotto mit Huhn und Zitronen-Minze Limonade – unbezahlte Warbung

Ich wollte einen meiner Vapiano Gutscheine einlösen und bin (schon wieder) am Terminal gescheitert. Langsam glaub ich, es liegt an mir. Da geht mir das Kind ab, das neben mir steht und lacht (harhar)- mir dann aber zeigt, wie es geht. So habe ich eine Mitarbeiterin gefragt, die mir dann gleich das ganze Vapiano Prozedere erklärt hat, als wäre ich fünf Jahre alt. Aber sehr gut wars!

Danach bin ich zum Votivpark gefahren und habe DIE Magnolia fotografiert, die derzeit eh jeder knipst, der dort in der Gegend unterwegs ist. Voriges Jahr wollte ich das schon machen, aber als ich dort war, war genau noch eine einzige Blüte vorhanden. Diesmal war ich aber rechtzeitig dran.

DIE Magnolie im Votivpark

Ich bin schreibend eine Stunde im Park in der Sonne gesessen, wo es zwar warm, aber auch ziemlich windig war. Dann habe ich einen kleinen Spaziergang in der Umgebung gemacht. So viele Erinnerungen, überall.

Anschließend habe ich mir The Last Showgirl – natürlich im Votivkino – angesehen. Bei dem Film war ich ja etwas skeptisch, weil ich mir dachte, da erzählt der Titel schon die ganze Geschichte, aber da war noch viel mehr und es war auch nicht der Miseryporn, den ich mir erwartet habe. Es hat mir richtig gut gefallen. Ich werde noch mehr dazu schreiben.

Heute gabs dann wieder (dringende) Arbeit, aber immerhin im Garten, wo es angenehm warm war. Und spätabends kommt heute dann das Kind zurück.

Widmungen

Ich weiß schon lange, wem ich meinen Roman widmen werde, wenn er denn einmal fertig ist.

Bisher habe ich aber nie darüber nachgedacht, ob ich noch ein Zitat an den Anfang stellen möchte, wie bei meiner Doktorarbeit. Da habe ich über kranke Frauen und ihre Männer geschrieben und folgendes Zitat von Coldplay aus dem Song Clocks der vorangestellt: “Am I a part of the cure or am I a part of the disease?” Dachte mir immer, das Zitat ersetzt mindestens 20 Seiten Analyse harhar.

Na jedenfalls hab ich kürzlich wieder die Tante Jolesch von Friedrich Torberg gelesen, es gibt auch einen zweiten Teil, der mindestens so gut ist. Und da erzählt Torberg, dass er seinen Erstlingsroman Abschied. Geschichte einer ersten Liebe dem damals gefürchteten Literaturkritiker Ernst Polak mit der Bitte um Rückmeldung geschickt hat. Torberg hatte dem Roman ein Hölderlin Zitat vorangestellt und ihn seinem Freund Max Brod gewidmet. Als er nun Polak traf, erhielt er von diesem folgendes Urteil: “Der Titel”, hob Ernst Polak an, “ist nicht schlecht.” Er blätterte weiter und deutete auf das Hölderlin-Zitat. “Das hier ist sogar hervorragend. Hier” – er war bei der Widmung an Max Brod angelangt – “wird’s schon etwas schwächer. Und der Rest taugt überhaupt nichts.”1

Das ist eine meiner Lieblingsanektoden aus der Tante Jolesch und zeigt, dass sich selbst heute arrivierte Autoren mit vernichtenden Kritiken auseinandersetzen mussten.

Gestern hab ich dann jedenfalls nach langem wieder mal den Song Leaving New York von REM gehört, den ich sehr mag von dem ich mir aber denke, dass ihn viele vermutlichecht ur fad finden, weil in diesem Song kaum etwas passiert. Jedenfalls singt Michael Stipe da “It’s easier to leave than to be left behind”. Da dachte ich mir, das wär ein super Zitat für den Anfang. Auch und gerade, weil ich mir nicht sicher bin, ob das überhaupt stimmt.


1 Friedrich Torberg: Die Erben der Tante Jolesch. DTV, München 1981, S. 63.

Urlaubstag

Wie angekündigt, hatte ich gestern einen richtigen Urlaubstag, den ich mit lang schlafen – 8.30(!), einem Croissantfrühstück und längerem Lesen begann. Alles weiter unbezahlte Werbung.

Dann bin ich zum Ikea Westbahnhof gefahren und war gleich Mittagessen. Man bestellt übrigens dort mittlerweile auch an einem Terminal, was ich nach kurzem planlos Herumstehen auch begriffen habe. Ich musste an die Spitalsmensa in Bozen denken, wo wir Mütter immer Gutscheine fürs Essen bekamen. Und das Essen in italienischen Krankenhäuser ist wirklich sehr gut! Ich ging also mit meiner Bettnachbarin, die auch ein Frühchen hatte hin, wir kannten uns überhaupt nicht aus, sie fragte einfach an “Schalter” eine Mitarbeiterin: “Wia geat’n sell?” Südtirolerisch für: Wie funktioniert das hier? Harhar. Das fand ich so cool, weil ich damals noch viel zu unsicher gewesen und sicher erstmal fünf Minuten überlegt hätte, was ich tun muss.

Super Kottbullar Menü mit Holundersaft (warum er leicht rosa ist, bleibt das Ikea Selbstbedienungsautomaten-Geheimnis) und einer Mandeltorte mhmmm.

Danach wollte ich auf die Dachterrasse, aber im Lift merkte ich, dass ich Höhenangst habe. Früher hab ich mir das nie eingestanden, weil mein Papa extreme Höhenangst hatte, der hat sich nicht mal auf die erste Stufe einer Leiter getraut, und dieser Spleen familienintern also schon von ihm besetzt war.

Ich beschloss, also erstmal zu Thalia zu gehen und meine Geburtstagsgutscheine auszugeben. Weil ich bei Büchern aber heikel bin, habe ich da lange gebraucht. Ich habe mir unzählige Klappentexte durchgelesen und die vielversprechendsten davon in die Leseecke mitgenommen und dort weiter “inspiziert”.

Was gibt es Schöneres als jede Menge wohlgeordnet und anschaulich drapierte Bücher?

Ich habe mich schließlich für Benedict Wells Die Geschichten in uns und Jan Weilers Munk entschieden. Wells berichtet in seinem Buch über seine eigene Schriftstellerbiografie und übers Schreiben an sich, da kann ich sicher noch was lernen. Jan Weiler erzählt von einem Anfang 50-jährigen, der nach einem Herzinfarkt sein Leben, vor allem seine Beziehungen reflektiert und sowas interessiert mich ja immer sehr.

Habe dann an der Selbstbedienungskasse bezahlt, weil ich schauen wollte, ob die Gutscheine auch funktionieren (das hat bei mir nämlich schon mal nicht geklappt) und das war dermaßen kompliziert und unintuitiv, dass ich das nicht mehr machen werde. Bin eh voll Team menschliche Kassenkräfte.

Danach bin ich nochmal zum Ikea gegangen und diesmal auf die Dachterrasse, ich mein hey Challenge. War wirklich ein bisschen eine Überwindung, obwohl man dort eh nicht auf irgendwelchen Glasböden gehen muss, das würde ich fix nicht schaffen.

Dafür hab ich schöne Fotos mit nicht so schöner Wetterlage gemacht – aber bei Sonnenschein kann das ja jeder harhar.

Blick auf die Marahilferstraße bei unheilschwangerem Himmel und reger Bautätigkeit

und:

Blick auf die Kirche vom Maria am Siege

Danach hab ich zuhause viel geschrieben – ich habe mir ja vorgenommen, meinen Roman zu überarbeiten – und später mit dem Kind gechattet, der am Strand von Barcelona Abendessen war und die Jungs mussten sich dann tummeln, um rechtzeitig in der Unterkunft zu sein. Übrigens die Hotels, wo heutzutage Klassen absteigen, wow!

War dann ur lang, bis Mitternacht auf, harhar. Ein sehr feiner Tag, wo ich mich ganz leicht gefühlt habe.

Das Licht

Gestern habe ich mir im Cine Center Das Licht von Tom Tykwer angesehen.

In diesem 160-minütigen Film geht es um die linkswoke (harhar) Bobofamilie Engels und ihre Dysfunktionalität Die Familie besteht aus Vater Tim (Lars Eidinger), Mutter Milena (Nicolette Krebitz), den Zwillingen Jon und Frida, sowie Dio, einem dunkelhäutigen Jungen, dessen Präsenz erst sehr spät im Film erklärt wird. Mit dem Engagement der neuen Haushaltshilfe Farah (Tala Al-Deen) beginnen sich die Dynamiken bei den Engels zu verändern…

WIE ÜBLICH KÖNNEN SPOILER FOLGEN

Ein überlanger deutscher Film, der sich um eine ziemlich kaputte Familie dreht und in dem Lars Eidinger nackt zu sehen ist – kennen wir das nicht schon? Richtig, voriges Jahr gab es auch so einen Film, der hieß Sterben, Regie führte Matthias Glasner und ich mochte ihn, entgegen meiner damaligen Erwartungen, sehr.

Ich werde gleich verraten, dass es mir mit Das Licht nicht ganz so ging und das liegt vermutlich auch daran, dass ich diese Familie immer eher via interessierter Außensicht betrachtet habe. Ich konnte mich mit niemand dieser Menschen wirklich identifizieren, auch nicht mit ihrer Art zu leben. Ich habe die Beziehung von Tim und Milena nicht “verstanden”, ich würde als Mutter nie so mit meinen Kinder umgehen, als Jugendliche war ich aber auch nicht so drauf wie Frida, eher im Gegenteil. Es heißt, Tom Tykwer hat hier sehr viel autobiografisches eingeflochten, aber ich hoffe, das ist nur ein bisschen kokrett dahingesagt, weil diese Sprachlosigkeit untereinander, gepaart mit aber doch enormer Hybris und teilweise großem Sendungsbewusstsein nach außen, das hat mich schon etwas verstört.

Dieser Film hat trotzdem viele gute Momente. Beispielsweise gleich zu Anfang, als Tim mit seinem Freund (Karl Markovic) spricht, der gerade in einer Trennung nach 30 Jahre Ehe steckt. Und Tim dann so: Aber ihr habt doch alles überstanden, Kinder, Betrug, Langeweile, Wechseljahre. Und der Markovic Monolog zum Thema: Wie begrüßt dich deine Frau, wenn du nachhause kommst? Wie küsst sie dich? Küsst sie dich überhaupt etcetera. Super. Sowas gefällt mir.

Gefallen hat mir an das Licht auch vor allem sehr viel audiovisuelles. Beispielsweise, dass es wirklich immer regnet – außer in den Tagtraumsequenzen, die alle Figuren haben – und Eidinger mit einem überlangem Regenmantel auf dem Rad fährt, und immer völlig durchnässt überall ankommt und sich aber dann klitschnass zum Beispiel auf das Sofa seiner Therapeutin setzt. Gefallen haben mir auch die musicalhaften Szenen, etwa die eine, als Krebitz ein Outfit von Madonna in den 1980er Jahren trägt, so ein weißes Tüllkleid, kombiniert mit Converse. Wer die 80ziger erlebt hat, weiß was ich meine. Warum sie es trägt, weiß ich zwar nicht (weil die 80er besser waren?) aber es sah gut aus. Viel Raum nimmt der Queen Song Bohemian Rhapsody ein, der immer wieder vom kleinen Dio gesungen wird: “Is this the real life, is it just fantasy…”

Tykwer packt in diesen Film so viele große Themen, wie sie durchaus auch in Sterben vorhanden waren, aber trotzdem ist Sterben für mich wie im Flug vergangen, hier zieht es sich manchmal schon ein bisschen. Ich glaube, ein etwas radikalerer Schnitt hätte dem Film gut getan, vor allem bei der sehr metaphysischen Endsequenz, die nicht gehalten hat, was ich mir von ihr versprochen habe.

Dennoch: Tykwer hat hier sehr viel gewagt, einiges davon ist auch aufgegangen, ein inspierierendes Erlebnis ist Das Licht allemal.


P.S Noch eine Beobachtung: Das ist ein Film, den Menschen durchaus auch verlassen. Interessant fand ich, dass in meiner Vorstellung ein sehr junges Paar und ein älterer Mann gegangen sind, während wir “Mittelalten” gerade gelacht haben. Spannend.